Overslaan en naar de inhoud gaan

Historische Ermittlungsakten der Polizei Essen werden an Landesarchiv übergeben

dinsdag, 29. juli 2025 - 16:00

Im Frühjahr dieses Jahres sichteten Mitarbeiterinnen des Landesarchivs im Keller des Polizeipräsidiums Essen einen Lagerraum mit Altakten. Wie sich schnell herausstellte, handelte es sich dabei zum großen Teil um historische Ermittlungsakten, darunter bedeutende Unterlagen zu Kapitalverbrechen, vor allem Mord- und Totschlagfällen sowie ungelösten Mordfällen, die bis 1927, in die Zeit der Weimarer Republik, zurückreichen. Diese und zahlreiche weitere Ermittlungsakten wurden am Dienstag, dem 29. Juli 2025 um 10.00 Uhr vom Essener Polizeipräsidenten Andreas Stüve an den Präsidenten des
Landesarchivs NRW, Dr. Frank Bischoff, übergeben.

Ein besonderer Fund ist z. B. die Akte über die Ermordung des SS-Mannes Arnold Guse im Jahr 1932. Wurde anfangs propagiert, dass er von Kommunisten erschossen worden sei, stellte sich im Verlauf der Ermittlungen heraus, dass der Schuss wohl von „eigenen Leuten“ abgegeben worden war. Der Fall sorgte im Ruhrgebiet für großes Aufsehen und ist heute in der Liste der politisch motivierten Gewalttaten der NS-Zeit verzeichnet. 

Aber auch aus den 1960er und 70er Jahren wurden bemerkenswerte Fälle entdeckt, so die Akte zum Mord an der Lehrerin Luise Stöckner in Mülheim an der Ruhr im Jahr 1965. Der rätselhafte Fall blieb lange ungeklärt und wurde sogar 1977 in der bekannten Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ vorgestellt.

Ein regelrechter Glücksfall war das Auffinden eines ganzen Kartons mit polizeilichen Ermittlungsakten über die spektakuläre Entführung des Aldi-Gründers Theo Albrecht im Jahr 1971, die zusammen mit den Unterlagen des Justizministeriums bzw. der Generalstaatsanwaltschaft Hamm bisher bestehende Lücken bei der Erforschung des Verbrechens schließen können.

Bei der Übergabe wurde auch ein Kriminalbeamter aus dem Bereich der Cold-Cases-Ermittlungen anwesend, der maßgeblich an der Auffindung der Akten, die nun in das Landesarchiv übernommen werden, beteiligt war. 

Sobald die Akten im Landesarchiv für die Nutzung erschlossen und – soweit erforderlich – konservatorisch behandelt sein werden, stehen den Forscherinnen und Forschern diese wichtigen Unterlagen, die neue Einblicke in die Geschichte kriminalistischer Arbeit im Ruhrgebiet ermöglichen, nach Ablauf etwaiger Schutzfristen zur Einsichtnahme zur Verfügung. Im Landesarchiv schließen die Essener Polizeiakten zudem Lücken in der älteren Überlieferung der Staatsanwaltschaft, die vermutlich durch Kriegsverluste oder gezielte Vernichtung während der NS-Zeit entstanden sind.